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Baiertaler Fußballjugend verpasste lehrreiche Gemeinderatssitzung

Leserinnenbrief auf den Artikel vom 3.12.2001 „Kundgebung der Fußballjugend“

Die Baiertaler Fußballjugend demonstrierte kürzlich im Rathaus vor der Gemeinderatssitzung. Sie will als der größte Fußballverein der Stadt einen zweiten Sportplatz, was ja verständlich ist. Schade war nur, dass die Jugendlichen gleich nach Beginn der Sitzung wieder verschwanden. Sie hätten sonst mal so eine richtig typische Gemeinderatssitzung mit vielen Pro und Contras miterleben können. Sie hätten ebenso gehört, dass auch den älteren Menschen von Wiesloch eine lang versprochene Begegnungsstätte vorläufig gestrichen wurde, weil es an den finanziellen Mitteln mangelt.

In dieser Sitzung ging es aber langsam und schleichend an die Substanz unserer Erde. Es ging um die 4 Elemente, die unsere Erde zusammenhalten. Es ging umWasser, Feuer, Luft und Erde.
Verabschiedet wurden die Wasser- und Abwasserpreise und auch die neue Abwassersatzung, die wieder einmal nur für Männer abgefasst wurde. Abnehmerinnen gibt es anscheinend immer noch nicht in unserer Stadt. Kein Wunder, dass in Berlin jetzt ein Gleichstellungs-DURCHSETZUNGS-Gesetz auf den Weg gebracht wurde. Frauen werden auch in unserem Land durch die männlich dominierende Politik immer noch stark diskriminiert. Frauen sind in öffentlichen Schriften „kaum der Rede wert“. Schade oder Schande? Lediglich Frau Weiskirchen, die Frau vom Bundestagsabgeordneten, erkannte die Zeichen der Zeit und die Bestrebungen der großen Politik und stimmte meinem Antrag zu.

Das Element Feuer war durch einen Antrag auf Ausstieg aus dem Atomstrombezug vertreten. Die Jugendlichen hätten hier hören können, dass wir uns angeblich diesen Ausstieg momentan nicht leisten können, so die Mehrheit im Rat. Dass im Kernkraftwerk Philippsburg seit Jahren die Gesetze unterlaufen wurde, kümmerte die Ratsleute wenig. Es wird schon gut gehen! Weiter so. Atomstrom ist sicher!

Beim Element Luft ging es um Elektrosmog durch Mobilfunkstationen. Auch hier wären so manchen Jugendlichen vielleicht die Augen aufgegangen. Grundrechte der Bevölkerung werden hier leider manchmal total ignoriert. Die Stadt ist inzwischen jedoch sozusagen vorbildlich vorgegangen und hat an diesem Abend auch eine Resolution an die Bundes- und Landesregierungen verfasst.

Zum Element Luft gehört auch noch, dass aufgrund eines Antrages von Frau Weis, CDU, der Top „Beitritt der Stadt zum Boden- und Klimabündnis Europäischer Städte“ von der Tagesordnung genommen wurde mit der Begründung, es läge noch Beratungsbedarf vor. Hätten die Jugendlichen dann noch mitbekommen, wie ein Landschaftsplaner Ausgleichsmaßnahmen für den Wegfall von wertvollen Biotopen vorgetragen hat, so hätten sie vielleicht gemerkt, dass ihr zweiter Fußballplatz eigentlich nachrangig ist.

Schade, dass der Vorsitzende Hadek, der selbst Jahrzehnte Lehrer und  Stadtrat war, die Jugendlichen nicht zum Zuhören veranlasst hat. Es wäre eine wahre Muster-Lehrstunde für alle Jugendlichen geworden.

Karin Becker, Stadträtin der Frauenliste