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Kastanien-Allee im PZN soll nicht auf einen Schlag gefällt werden
Frauenliste schlägt ganzheitliche Baumpflege vor


Sehr geehrte Frau Rossberg,

heute wende ich mich an Sie als Pressesprecherin des PZN mit der Bitte, nachstehende Erklärung von mir als Stadträtin der Frauenliste an die zuständigen Stellen im PZN zur Kenntnisnahme weiterzuleiten:

In der Gemeinderatssitzung am 18. Februar 2004 habe ich bereits erklärt, dass es sich mit der Baumpflege so ähnlich wie mit der Zahnpflege verhält:

Es kommt entscheidend darauf an, welchem Zahnarzt oder welcher Zahnärztin ich meine Zähne anvertraue. Der eine Zahnarzt reißt mir gleich – ohne lange zu untersuchen – alle Zähne raus und macht mir ein wunderschönes gleichmäßiges Gebiss. Die ganzheitlich arbeitende Zahnärztin reißt mir nur die Zähne, die wirklich Schmerzen verursachen können oder wirklich gleich abzubrechen drohen. Die anderen Zähne erhält sie so lange wie möglich.

Gleiches ganzheitliches Vorgehen wünsche ich mir bei der Baumpflege im PZN.

Auch bei der Auswahl der Bäume würde ich als ökologisch bzw. ganzheitlich denkende Frau nicht wieder Kastanienbäume nehmen, die wegen möglichem Befall durch die Kastanien-Miniermotte momentan nicht unbedingt lange gesund bleiben könnten. Als ökologisch verantwortungsbewusste Frau würde ich Bäume nehmen, die ökologisch wertvoller sind, d.h. mehr Vögeln und Kleinstlebewesen nützlichen Lebensraum bieten (siehe hierzu auch die vom NABU vorgeschlagenen robusten, heimischen Baumarten).

Durch die sukzessive Erneuerung bzw. Veränderung der Kastanienallee hat das PZN die große Chance, hier einen sehr wertvollen Beitrag für den Naturschutz zu leisten.

Es wäre wirklich schade, wenn das PZN im Falle der Kastanienallee nicht die Erkenntnisse von qualifizierten Naturschutz-Fachleuten anerkennen und in die Tat umsetzen würde.

In der Hoffnung auf eine ökologisch und nicht nur ökonomisch ausgerichtete Baumpflege-Aktion

verbleibe ich mit

freundlichen Grüßen

Ihre

Karin Becker,
Gemeinderätin der Frauenliste Wiesloch




Auszug aus dem Schreiben vom NABU vom 15.2.2004:

…Was die Auswahl der Bäume für die neue Allee betrifft, raten wir entschieden ab, wieder ausschließlich Rosskastanien zu setzen: sie sind wenig langlebig, nicht standortheimisch, empfindlich bei Schädigungen und unausweichlich befallen von der Kastanien- Miniermotte, für die es derzeit noch kaum Abwehrmethoden gibt; die Mittel, die sich derzeit in der Erprobung befinden, würden im Falle eines Erfolgs jedenfalls permanente Kosten erzeugen.

Wir empfehlen daher, robuste, heimische Bäume zu pflanzen, insbesondere Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanoides), Hainbuche (Carpinus betulus), Esche (Fraxinus excelsior), Linde (Tilia platyphyllos oder Tilia cordata) oder Rotbuche (Fagus sylvatica). Eventuell wäre auch eine Allee mit robusten Obstbaum-Hochstämmen (Kirsche, Walnuss, Mostbirnen, alte Apfelsorten) geeignet. Durch Auswahl aus diesen Baumarten würde ein großer Beitrag zum Schutz der Natur geleistet.

Durch Auswahl von Exoten oder Varianten, die für die heimische Tierwelt ungenießbar sind, würde hingegen ein wertvolles ökologisches Potential vertan. Dieser Park ist einer der wenigen Orte in unserem dicht besiedelten Raum, in dem sich die Bäume zu ihrer vollen Größe und Form entfalten können