Presse

schließen


RNZ vom 6.12.2010

Auch beim Wald schaut die Stadt aufs Geld

Defizit der Forstbewirtschaftung soll geringer ausfallen - Was wird mit Totholzkonzept im Dämmelwald?

Wiesloch. (oé) Im kommenden Jahr soll das Minus bei der Waldbewirtschaftung in Wiesloch so gering ausfallen wie noch nie. Geplant ist ein Defizit von knapp 24 000 Euro. In den Jahren zuvor war das Ergebnis jeweils schlechter: 2009 betrug das Minus rund 76 000, im laufenden Jahr wird mit einem Zuschussbedarf von rund 32 000 Euro gerechnet. Laut Meinrad Singler vom technischen Service der Stadt lässt sich das ehrgeizige Ziel für das kommende Jahr nur erreichen, "wenn alles gut läuft" und der Holzabsatzmarkt sich weiter gut entwickelt. Beim Wert- und Industrieholz ist der Markt bislang günstig verlaufen, hinzu kommt eine steigende Nachfrage nach Energieholz. All dies hat die Ertragssituation verbessert. 2011 erwartet die Stadt Einnahmen von rund 49 000 Euro aus der Holzernte.

Kreisforstamtsleiter Dr. Josef Klebes sprach zwar von einem "relativ optimistischen Plan", zeigte sich aber zuversichtlich, dass das Ziel erreicht werden kann.

Insgesamt sollen im kommenden Jahr 1100 Festmeter Holz geschlagen werden, 300 Festmeter sind für den Brennholzmarkt bestimmt, 150 Festmeter werden als Schlagraum für die Bevölkerung bereitgestellt.

Dass auch der Wald bei der aktuellen Suche nach Einsparpotenzialen nicht außen vor bleibt, zeigte sich an der Frage, wie künftig mit den Eichen des Dämmelwalds und dem dort geltenden Totholzkonzept umgegangen werden soll. Das Totholzkonzept sieht vor, dass absterbende Bäume aus ökologischen Gründen stehen bleiben, sofern sie keine unmittelbare Gefahr darstellen. OB Franz Schaidhammer verwies auf den Vorschlag der Haushaltsstrukturkommission, abgängige Eichen im Dämmelwald zu fällen. Pro Jahr sind es etwas zehn Bäume. Würde man die Stämme nutzen, würde dies im kommenden Jahr Einnahmen von rund 7.500 Euro bedeuten. Laut Forstamtsleiter Klebes handelt es sich um etwa ein Prozent des Bestandes von über 1000 alten Eichen. Aktuell stünden sieben markierte Totholz-Bäume im Dämmelwald (fünf -eichen und zwei Hainbuchen). Insgesamt beläuft sich der Vorrat an Eichenholz auf etwa 17 000 Festmeter. 10 000 Festmeter seien "der Ökologie zugeordnet". Klebes zufolge zeichnet sich Wieslochs Wald durch eine "sehr hohe Naturnähe" aus. 70 Prozent des Bestandes seien Dauerwald.

In der Grundsatzdisussion um Eichen und Totholzkonzept fiel noch keine Entscheidung. Das bleibt dem Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch (8. Dezember) vorbehalten. Dass die Grünen am Totholzkonzept festhalten wollen, machte Dr. Gerhard Veits deutlich. Und auch Karin Becker (Frauenliste) erklärte, dass sie "keinen einzigen Baum opfern würde", um das Defizit zu mindern. Gerolf Sauer (CDU) erinnerte hingegen daran, dass der Dämmelwald "eigentlich nicht für Eichen geeignet" sei und die Stadt einen "Riesenaufwand" betreibe, um sie zu erhalten.